Der Hanky Code – auch als Handkerchief Code, Bandana Code oder Flagging bekannt – ist ein visuelles Signalsystem, das in den 1970er-Jahren in der schwulen Leder- und Fetischszene populär wurde. Mithilfe verschiedenfarbiger Taschentücher (Hankies) konnten Männer ihre sexuellen Vorlieben, Rollen und Interessen diskret sichtbar machen.
Obwohl der Code mit dem Aufstieg von Online-Dating stark an Bedeutung verloren hat, bleibt er ein spannendes kulturelles Symbol und ist bis heute Teil der queeren Geschichte und Fetischkultur.
Wie funktioniert der Hanky Code?
Die Botschaft ergibt sich aus zwei Faktoren:
- Farbe des Taschentuchs → zeigt die sexuelle Vorliebe oder Praktik an.
- Seite, auf der es getragen wird → signalisiert die bevorzugte Rolle.
• Links: aktiv, Top, gebend.
• Rechts: passiv, Bottom, empfangend.
• Um den Hals: flexibel, Switch.
Auch Varianten wie das Tragen an Handtaschen (bei Lesben), Armbändern oder Halsbändern sind möglich.
👉 Achtung: In der Praxis gab und gibt es regionale Unterschiede, mit der Bedeutung der Seite.
Farben und Bedeutungen des Hanky Codes
Die folgende Übersicht zeigt einige der bekanntesten Farben und ihre Bedeutung:
Farbe | Bedeutung |
Rot | Fisting (Faustverkehr) |
Schwarz | BDSM (Top oder Bottom) |
Blau (hell) | Oralverkehr (Fellatio) |
Blau (dunkel) | Analverkehr |
Orange | „Alles ist möglich“ – sehr erfahren, offen |
Gelb | Urophilie, Natursekt |
Braun | Koprophilie, Scat |
Grau | Bondage, Fesselspiele |
Weiß | Masturbation |
👉 Achtung: In der Praxis gab und gibt es regionale Unterschiede, und nicht jede Farbe wurde überall gleich verstanden.
Geschichte des Hanky Codes
- Ursprung: Anfang der 1970er Jahre in der schwulen Leder- und Jeansszene der USA.
- Medienaufmerksamkeit: 1975 berichtete das TIME Magazine über den Code.
- Feministische Adaption: 1978 veröffentlichte die Gruppe Samois den ersten Hanky Code für Frauen.
- Safer Sex Hanky: Mitte der 1980er entstand sogar ein Code zur Förderung von Safer Sex.
- Internationalisierung: Von den USA verbreitete sich der Code nach Europa und Südafrika.
Hanky Code heute
In der queeren Szene von heute spielt der klassische Hanky Code kaum noch eine praktische Rolle – Dating-Apps und Online-Profile haben ihn größtenteils abgelöst. Dennoch wird er weiterhin in der Fetisch-Community, bei Pride Events oder einfach als modisches Accessoire genutzt.
Manche tragen inzwischen auch farbcodierte Lederarmbänder anstelle von Taschentüchern. Doch Vorsicht: Wer die Bedeutungen nicht kennt, könnte unbeabsichtigt falsche Signale senden.
Fazit
Der Hanky Code ist mehr als nur ein Stück bunter Stoff. Er ist ein Stück queerer Kulturgeschichte, das Einblicke in die Art und Weise gibt, wie sich Menschen in einer Zeit ohne digitale Kommunikation diskret verständigten. Heute wird er eher als Symbol oder Fashion-Statement verstanden, erinnert aber noch immer an die Kreativität und Subkultur der queeren Community.
Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Handkerchief_code.jpg

