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31. Januar 2025 | spotify

Paar- und Sexualtherapie

Folge 45 – im Interview mit Jasmin Frank-Holzfuss

2. April 2025 | männer.media / gab Magazin

Hypnoqueer – Paartherapie und Sexualberatung

Toni Lietzow ist zertifizierter Paartherapeut und Sexualberater mit eigener Praxis in Offenbach. Wie es zu dem Namen „Hypnoqueer“ gekommen ist und welchen Ansatz er in seinen Therapie- und Beratungsgesprächen verfolgt, erklärt Toni Lietzow im Interview.

Hypnoqueer hört sich ja erst mal ein bisschen nach Hokuspokus und Zaubershow an? Das bekommst du bestimmt öfters zu hören …

Ja (lacht), aber hier wird niemand zur Ente, die dann auf der Bühne rumläuft! Tatsächlich kommt der Name daher, weil ich ursprünglich von der Hypnose komme. Ich habe eine Hypnose-Ausbildung durchlaufen und meine Zielgruppe waren von Anfang an queere Menschen. So kam es zu dem Namen Hypnoqueer. Heute wende ich die Hypnose immer noch gerne an, aber ich habe mich weiterentwickelt und bin inzwischen Paartherapeut und Sexualberater.

Was ist dir in deiner Beratungsarbeit wichtig?

Es geht mir darum, einen Raum zu schaffen, in dem über Probleme gesprochen werden kann. Wir sprechen im Vorgespräch zuerst darüber, weshalb du hier bist. Um was geht’s? Was habt ihr bisher unternommen? Was hat es für Auswirkungen in eurem Leben? Wohin möchtest du?

Dieses Gespräch findet bei Paaren mit beiden Personen oder im Falle einer polyamorösen Beziehung mit mehreren Beziehungspersonen statt, das kommt auf das Konstrukt der Beziehung an. Jede beteiligte Person bekommt ihren Raum, in dem die eigene Sichtweise mitgeteilt und erzählt werden kann, was einen gerade bewegt. Was geht in mir vor? Wie geht es mir gerade mit der Gesamtsituation? Dafür schaffe ich einen neutralen Raum, ganz ohne Wertung.

Es gibt auch Paare, die eine Paartherapie als Paar-Pflege betrachten. Ich sage immer, wir gehen permanent zum Arzt, wir bringen unser Auto in die Werkstatt, wir kümmern uns um alles, aber nicht um unsere Beziehungen. Die pflegen wir im Vergleich wenig. Dafür gebe ich Raum. Paartherapie kann also auch Paar-Pflege sein.

Setzt du in deiner Paar- und Sexualberatung auch Hypnose ein?

Wenn man das möchte, kann man Hypnose einsetzen. Weniger in der Beziehungstherapie, weil Hypnose ein Eins-zu-Eins-Setting ist und man die anderen beteiligten Personen „vernachlässigen“ würde. Gerade in der Paartherapie achtet man darauf, dass jeder gleichberechtigt ist. Bei der Paartherapie geht es wirklich sehr viel ums Sprechen und da gibt es andere Methoden, wie wir ins Tun kommen. Wir schauen, was passiert in der Beziehung? Weshalb macht man bestimmte Dinge? Wir haben viele Verhaltensmuster gelernt und viel Prägung erfahren, durch unsere Eltern oder unsere früheren Beziehungen. Unser Verhalten hat ja immer einen Grund. Manchmal ist der Grund nicht mehr gegeben und das Verhalten wird für uns kontraproduktiv. Dann müssen wir einfach schauen, welche neuen Verhaltensweisen wünschenswert wären.

Es gibt diesen berühmten Raum zwischen Reiz und Reaktion, und da wollen wir reingehen. Nicht mehr Reiz und direkt eine Reaktion, sondern vorher überlegen, wie kann ich jetzt reagieren, und was wäre dabei jetzt gut für uns? Und dann einfach auch gemeinsam schauen, wo man in einer Beziehung hingehen möchte.

Da ist eine neutrale Person, die das leitet und in Bahnen lenkt, oft sehr hilfreich, oder?

Absolut. Und der Raum, den ich biete, ist absolut wertfrei und neutral. Es geht einfach darum, herauszufinden, was dir Freude bringt, was dir Spaß bringt in deinen Beziehungen und in deiner Sexualität.

Es ist eure Zeit für euch. Ich bin für die Paare und für Einzelpersonen da, um zu sagen, das ist jetzt dein oder euer Raum für dich oder euch. Du kannst dich mir öffnen, anvertrauen, alles mitteilen, ich verurteile nicht. Mir ist das queere Leben sehr bekannt, weil ich selbst queer lebe. Man muss bei mir das homosexuelle oder queere Leben nicht erklären und ich kenne auch die spezifischen Umstände und Herausforderungen. Dafür bin ich da und habe diesen Raum für quere Menschen und das LGBTQ+-Spektrum geschaffen.

Die meisten haben sich nie intensiv mit ihrem eigenen Körper oder ihrer eigenen Sexualität auseinandergesetzt. Was sind erogene Zonen für mich und was nicht? Muss es so sein wie im Porno? Obwohl wir wissen, dass Porno meistens nicht die Realität abbildet, denken die meisten, es muss trotzdem sein wie im Porno. Aber Sexualität ist wesentlich mehr als nur der Film, den wir anschauen.

Kann das zu einem echten Problem werden?

Ich glaube, es gibt da schon einen gewissen Erfolgsdruck, sowas wie „er muss immer stehen“ oder „ich muss immer kommen“. Und ja, das wird schon sehr zu einem Muss. Und dann stellt sich die Frage, woher kommt das? Muss man immer kommen? Muss er immer stehen? Darf ich auch mal zwischendrin schlaff werden? Was ist Erregung und was ist Lust? Man kann ja ganz viel Lust empfinden und ist gerade nicht erigiert. Auch das kann sein. Und dann kann man trotzdem weiter sexuell miteinander interagieren. Das ist alles möglich. Aber da gibt es schon viel Leistungsdruck.

Und dann ist es auch so, dass es bei Pornos und den Vorlieben tendenziell immer mehr, immer härter, immer weiter geht, um einen höheren Reiz zu bekommen. Und dann ist irgendwann ein Punkt erreicht, da geht’s nicht mehr weiter. Dann sollte man schauen, wie man wieder zu einer für befriedigenden Sexualität findet, die nicht stresst und nicht belastet.

Nochmal zurück zur Hypnose: Wie bist du damit in Kontakt gekommen?

Ich bin eher per Zufall drauf gestoßen. Im Rahmen meiner diversen Ausbildungen gab es ein Modul „Hypnose“. Bis dahin dachte ich selbst auch, ach, was ist das denn? Aber dann habe ich Hypnose sehr fundiert erlebt. Und da erkannte ich, wow, das bringt ja wirklich was! Hypnose macht etwas auf eine völlig andere Art und Weise. Man ist nicht in diesem Kopf-sein, sondern man arbeitet wirklich mit seinem Bauchgefühl. Wir kennen ja alle dieses Bauchgefühl, dieses „hätte ich da mal auf mein Bauchgefühl gehört“ – und Hypnose ist genau das! Man hat einfach „den Kopf ausgeschaltet“ und bezieht sich wirklich auf tiefere Gefühle, Emotionen und Bedürfnisse. Und wenn ich mich dem öffne und mich drauf einlasse, führt das zu ganz anderen Antworten und Ergebnissen raus.

Kann ich mich im Anschluss an all das Erinnern, was ich unter Hypnose gesagt habe?

Teils, teils. Es gibt Klient*innen, die alles mitbekommen und sich an alles erinnern. Es gibt auch Personen wie mich, die sich meistens an nichts erinnern. Man muss das aber auch gar nicht, weil man feststellt, dass trotzdem eine Veränderung in den Verhaltensweisen eintritt. Man bearbeitet und verarbeitet das in der Zeit der Hypnose. Und ich schaue, was braucht die Person, was möchte sie verändern.

In der Trance kann man schauen, wie man das bekommen oder erreichen kann. Man stellt Fragen nach den Bedürfnissen, nach den Wünschen und vielleicht auch danach, weshalb es diese Verhaltensweise in diesem speziellen Moment gibt. Tendenziell war die Verhaltensweise mal für irgendwas gut. Oft ist es Schutz oder Sicherheit, vielleicht auch Vorverletzung oder ähnliches. Da gibt es ganz viele Gründe.

Wo setzt du mit einem Hypnosecoaching an?

Hypnose kann tendenziell sehr vieles. Man nutzt sie in verschiedensten Bereichen. Ich nutze sie tatsächlich auch im Coaching Bereich, also zum Beispiel bei Stress, oder auch um tatsächlich zu schauen, was möchte ich eigentlich, was tut mir gut, wieso ist mein Verhalten gerade so, wie es ist. Es gibt viele Kolleg*innen, die Hypnose zum Beispiel auch für Raucherentwöhnung oder Gewichtsveränderung benutze. Das ist gut, aber nicht mein Ansatz. Ansonsten gibt’s tatsächlich auch Psycholog*innen und Psychoanalytiker*innen, die Hypnotherapie nutzen, um ganz tiefgehende Themen aufzuarbeiten.

Interview: Björn Berndt, Quelle