Vaginismus – auch als Scheidenkrampf bekannt – ist eine sexuelle Funktionsstörung, die viele Frauen betrifft, über die aber kaum gesprochen wird. Typisch ist eine unwillkürliche Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur, die die Vagina umgibt. Dadurch ist vaginaler Geschlechtsverkehr kaum oder gar nicht möglich, oft verbunden mit starken Schmerzen. Selbst ein Tampon oder eine gynäkologische Untersuchung kann unmöglich erscheinen.
👉 Aktuellen Studien zufolge erleben rund 20 % aller Frauen im Laufe ihres Lebens Schmerzen oder Verspannungen beim Sex – bei etwa 5 % liegt tatsächlich Vaginismus vor.
Vaginismus-Symptome
Nicht jedes Schmerzempfinden beim Sex bedeutet automatisch Vaginismus. Typische Anzeichen sind:
- Schmerzen oder Brennen beim Geschlechtsverkehr
- Schwierigkeiten, Tampons oder Finger einzuführen
- Verkrampfung oder „Zukneifen“ beim Versuch der Penetration
- Angst oder Panik allein bei der Vorstellung, dass etwas eingeführt werden soll
- Chronische Beckenschmerzen
Diese Symptome können den Alltag stark belasten und auch die Partnerschaft beeinflussen.
Ursachen von Vaginismus
Die Entstehung von Vaginismus ist komplex – oft wirken körperliche und psychische Faktoren zusammen.
Körperliche Ursachen:
- Infektionen oder Entzündungen
- Endometriose
- Verletzungen oder Narben im Beckenbereich
Psychische Ursachen:
- Angst vor Schmerzen oder Verletzungen
- Traumatische Erfahrungen (z. B. Missbrauch, schmerzhafte Untersuchungen)
- Negative Vorstellungen über Sexualität
- Beziehungsprobleme oder Ablehnung des Partners
Man unterscheidet zudem:
- Primärer Vaginismus: Symptome bestehen von Beginn an.
- Sekundärer Vaginismus: Die Beschwerden treten erst später im Leben auf – oft nach vorher möglichem Geschlechtsverkehr.
Diagnose: Wie wird Vaginismus festgestellt?
Die Diagnose erfolgt durch einfühlsame Gespräche und eine vorsichtige gynäkologische Untersuchung. Dabei werden auch psychische Ursachen, Partnerschaftsfragen und Ängste berücksichtigt. Entscheidend ist ein vertrauensvolles Arzt-Patientinnen-Verhältnis, denn Scham und Hemmung sind groß.
Behandlung von Vaginismus
Die gute Nachricht: Vaginismus ist behandelbar. Der Schlüssel liegt in Geduld, Einfühlungsvermögen und einer individuell abgestimmten Therapie.
Mögliche Ansätze:
- Aufklärung & Beratung: Falsche Vorstellungen über die Größe oder Dehnbarkeit der Vagina werden korrigiert.
- Beckenbodentraining: Stärkung und gezielte Entspannung der Muskulatur.
- Vaginale Dilatoren: Kunststoffstifte in verschiedenen Größen, die schrittweise eingeführt werden, um den Körper an Penetration zu gewöhnen.
- Entspannungsübungen & Atemtechniken: Helfen, die unwillkürliche Verkrampfung zu lösen.
- Psychotherapie oder Sexualberatung: Bearbeitung traumatischer Erlebnisse, Ängste und partnerschaftlicher Konflikte.
- Einbeziehung des Partners: Sensualitätsübungen und gemeinsame Therapie stärken die Beziehung.
Leben mit Vaginismus
Vaginismus ist kein Tabu und keine „Schwäche“. Es handelt sich um eine medizinisch anerkannte Funktionsstörung (ICD-10), die jede Frau treffen kann. Viele Betroffene fühlen sich isoliert und unverstanden – doch mit professioneller Unterstützung und der richtigen Therapie können Schmerzen überwunden und erfüllte Sexualität wieder möglich werden.
Fazit
Vaginismus (Scheidenkrampf) betrifft mehr Frauen, als viele denken. Obwohl die Symptome belastend sind, gibt es heute wirksame Behandlungsmöglichkeiten – von Beckenbodentraining über Dilatoren bis hin zu Sexualtherapie. Entscheidend ist, die Scham zu überwinden und frühzeitig ärztliche Hilfe zu suchen.
👉 Wenn du Schmerzen beim Sex oder beim Einführen von Tampons hast, sprich mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt. Hilfe ist möglich – und du bist nicht allein. Gern unterstütze ich dich auch gern auf deinem Weg in der Sexualberatung.
Foto von Anthony Tran auf Unsplash

